Gliederung und Aufgaben des "Westfalengeschwaders"
Das Westfalengeschwader war als JaboG 36 "W" und JG 72 "W" neben dem Geschwaderstab in eine fliegende Gruppe, eine technische Gruppe und eine Fliegerhorstgruppe unterteilt. Diese Gruppen waren in Staffeln aufgeteilt und trugen mit ihren Aufgaben zum reibungslosen Funktionieren des gesamten Geschwaders bei. Eine Detailbeschreibung der unterschiedlichen Aufgaben dieser Staffeln sowie deren individuelle Staffelwappen finden Sie weiter unten.
Geschwaderstab und Fliegende Gruppe
Stab Jagdgeschwader
Der Geschwaderstab unterstützte den Kommodore bei der Führung des Geschwaders und umfasste Bearbeiter für die Sachgebiete Personalwesen, Sicherheit, Einsatz, Ausbildung, Logistik und Fernmeldewesen.
Dem Kommodore unterstanden drei Gruppen, die von Kommandeuren geführt wurden.
Stab Fliegende Gruppe
Die Fliegende Gruppe plante, koordinierte und überwachte den fliegerischen Einsatz des Geschwaders. Sie umfasste den Stab Fliegende Gruppe, drei fliegende Staffeln, die Flugbetriebsstaffel mit Feuerwehr und die Geophysikalische Beratungsstelle
Der Stab Fliegende Gruppe steuerte den Einsatz und die Ausbildung dieser Einheiten und stellte die personelle und materielle Einsatzbereitschaft sicher.
1. Staffel
Am 01. März 1961 wurde die VESTIGIUM LEONIS 1. Staffel in Dienst gestellt.
Bereits am 01. September 1961 wurde die Staffel und damit das Geschwader der NATO VABO CE° unterstellt.
Von 1967 bis 1972 hatte die Staffel neben der Erstrolle „Strike" (Einsatz von taktischen Nuklearwaffen) auch die Rolle „konventioneller Einsatz" zu erfüllen. Die Staffel wurde dieser besonderen Anforderung in allen Belangen gerecht. Bei den Überprüfungen durch die NATO erhielt die Staffel jeweils Bestnoten.
Am 08. Oktober 1976 übernahm die 1. Staffel die Patenschaft für das Kampfgeschwader 26 und damit dessen Wappen „Vestigium Leonis" (die Spur des Löwen).
Die Staffel gliederte sich in drei Fluggruppen mit jeweils 7 Besatzungen sowie den Innendienst, der mit den administrativen Aufgaben betraut war.
2. Staffel
Am 19. Januar 1962 wurde die 2. Staffel in Dienst gestellt. Ihr Auftrag war die Schulung der in den USA ausgebildeten F-84F-Piloten der Luftwaffe auf mitteleuropäische Witterungsverhältnisse sowie die anfängliche Waffenausbildung.
Am 29. März 1985 übernahm die 2. Fliegende Staffel die Patenschaft für das Jagdgeschwader 27 und damit die Grundform des Staffelwappens.
Die Gliederung der Staffel entsprach der Gliederung der 1. Staffel.
Im Jagdgeschwader 72 „Westfalen" waren beide fliegenden Einsatzstaffeln mit der Wahrung der Lufthoheit betraut sowie den Aufgaben, die sich aufgrund der Bündnispflicht ergaben.
Zwei F-4F „Phantom" waren im Rahmen der NATO-Luftverteidigung in ständiger Alarmbereitschaft. Die Besatzungen der Alarmrotte wurden von beiden Einsatzstaffeln gestellt.
ZAE
Am 01. Januar 1984 wurde die Zentrale Ausbildungseinrichtung (ZAE) in Dienst gestellt.
Die Unterteilung der ZAE entsprach ebenfalls der Gliederung der fliegenden Staffeln.
Aufgabe der ZAE war es, die in den USA ausgebildeten jungen Besatzungen an Luftraumstruktur und Wetterverhältnisse in Europa zu gewöhnen.
Weitere Aufgaben waren die Ausbildung von Lehrbesatzungen zur Testflugberechtigung, die Umschulung von Luftfahrzeugführern anderer Flugzeugtypen auf die F-4F „Phantom" und die jährliche Überprüfung aller deutschen „Phantom"-Fluglehrer.
Flugbetriebsstaffel
Die Flugbetriebsstaffel war für die sichere und reibungslose Durchführung des Flugbetriebes mitverantwortlich. Sie betrieb den Kontrollturm und die Radarkontrollstelle, die es ermöglicht, die Flugzeuge auch bei schlechtem Wetter sicher zum Platz zurückzuführen.
Die Flugabfertigung, der Fernmeldezug und die Fliegerhorst - feuerwehr waren weitere Teileinheiten der Flugbetriebsstaffel.
Aufgabe der Fliegerhorstfeuerwehr war die Brandbekämpfung und die Rettung der Besatzung bei Unfällen oder Zwischenfällen im Flugbetrieb.
Geophysikalische Beratungsstelle
Die Geophysikalische Beratungsstelle hatte den Status einer militärischen Einheit und war Bestandteil der Fliegenden Gruppe. Aufgabe der Einheit war die meteorolgische Beratung der Luftfahrzeugbesatzungen. Sie versorgte das Geschwader mit Flugwetterinformationen.
Grundlage hierfür ist die Wetterbeobachtung und die Auswertung der internationalen Wettermeldungen. Dieses wurde 365 Tage im Jahr rund um die Uhr durchgeführt. Der Flugbetrieb des Geschwaders erforderte detaillierte Wettervorhersagen für die Einsatzgebiete, Flugstrecken und Zielflugplätze, von Hopsten über Memmingen im Allgäu bis Andravida auf dem Peloponnes oder Sonderström auf Grönland.
Fünf Wetterberater und 21 Beamte und Angestellte versahen ihren verantwortungsvollen Dienst bei der Geophysikalischen Beratungsstelle.
Fliegerhorstgruppe
Stab Fliegerhorstgruppe
Eine Vielzahl der Aufgaben, die der Stab der Fliegerhorstgruppe zu bewältigen hatte, betraf nicht nur die eigene Gruppe, sondern hatte Auswirkungen auf alle Bereiche des Geschwaders. Die Betreuung, Erhaltung und Erweiterung der gesamten Infrastruktur war Aufgabe des Infrastrukturoffiziers mit seinen Soldaten und zivilen Mitarbeitern.
Der Kasernenoffizier wachte mit dem Kasernenfeldwebel über Disziplin und Ordnung innerhalb der Kasernenanlagen.
Vier Geräteeinheiten, die erst ab einer bestimmten Alarmstufe mit Reservisten aufgefüllt werden sollten, stellten einen besonderen Schwerpunkt des Stabes dar. Dieses waren die Startbahnschnellinstandsetzungsstaffel und die zwei Luftwaffensicherungsstaffeln sowie die Flugabwehrkanonenbatterie 236, die im Einsatz zur Sicherung und zum Schutz der Geschwaderanlagen verantwortlich gewesen wäre.
Luftwaffensanitätsstaffel
Die medizinische Versorgung der Soldaten des Geschwaders war Aufgabe der Luftwaffensanitätsstaffel.
Arzte, Zahnärzte, Arzthelferinnen, medizinische Assistentinnen und Sanstff Soldaten (weiblich und männlich) kümmerten sich um kleine und große „Wehwehchen" der Geschwaderangehörigen.
Es wurden Impfungen, Gehörtets und Blutuntersuchungen durchgeführt.
Kleine Operationen, Wundversorgungen und Verbandswechsel gehören zu den täglichen Aufgaben der Staffel. Die „hauseigene" Apotheke war ebenso eine Selbstverständlichkeit.
Eine eigene Bettenstation sorgte für die „rasche Genesung" etwas bettlägeriger Soldaten.
Neben den täglichen Aufgaben leistete die Staffel die „Crash-Bereitschaft" während des Flugbetriebes auf der Basis. Hierdurch wurde eine Soforthilfe bei Flugunfällen gewährleistet.
Ein eigener „Sanitätsfuhrpark" sorgte dafür, dass auch notwendige Krankentransporte stets unverzüglich durchgeführt werden konnten.
Kraftfahrzeugstaffel
Die Kraftfahrzeugstaffel war das „Fuhrunternehmen" des Geschwaders Sie war ein „Dienstleistungsbetrieb", der die gesamte Mobilität des Geschwaders sicherzustellen hatte.
Die Staffel erledigte sämtliche Material-und Personaltransporte für alle Staffeln. Bei Geschwaderverlegungen entstanden für die Staffel besondere Herausforderungen, da hierbei ein mit dem Lufttransport koordinierter, reibungsloser Ablauf zu gewährleisten war.
Die Teileinheit "Sonderfahrzeuge" erledigte neben vielen anderen Aufgaben auch den „Winterdienst", der die Betriebsbereitschaft der Straßen und der Start-und Landebahn auf der Basis sicherstellte.
Neben zwei Kfz-Werkstätten zur Pflege und Reparatur des Fuhrparks unterhielt die Staffel eine „Fahrschule", welche Führerscheine „aller Klassen" im Ausbildungsprogramm hatte.
Zwischenzeitlich ist ein Großteil der Aufgaben im Rahmen von Bundeswehrstrukturmaßnahmen zentralisiert bzw. an die BundeswehrFuhrparkService
GmbH übergeben worden.
Unteroffizier Lehr- und Sicherungsstaffel
Die Unteroffizier Lehr- und Sicherungsstaffel war in zwei Bereiche aufgeteilt.
Zum einen war sie für die Bewachung und Absicherung der gesamten Liegenschaften des Geschwaders verantwortlich. Ca. 100 Soldaten in 2 Sicherungszügen und 60 Diensthundeführer mit 28 Diensthunden erfüllten diese Aufgabe.
Der zweite wesentliche Bereich war die militärische Ausbildung der Unteroffiziere. In regelmäßigen Abständen führte die Staffel Unteroffizierlehrgänge, aus denen die Soldaten als Unteroffizieranwärter hervorgingen, durch. Diese Aufgabe ist zwischenzeitlich zentralisiert und an die Unteroffizierschule der Luftwaffe in Appen abgegeben worden.
Technische Gruppe
Stab der Technischen Gruppe
Der Stab der Technischen Gruppe war verantwortlich für die Steuerung und Planung der Einsatzbereitschaft der Waffensysteme und sämtlicher Bodendienstgeräte. Darüber hinaus war er für die Koordination aller erforderlichen Ausbildungsgänge, die statistische Erfassung von Daten sowie die Organisation und den Ablauf der Verlegeübungen zuständig. Die Steuerung des Nachprüfwesens im flugzeugtechnischen und elektronischen Bereich gehörte ebenso zum Aufgabenspektrum des Stabes.
Wartungsstaffel
Die Wartungsstaffel war für die Vor-, Zwischen- und Nachfluginspektionen an Luftfahrzeugen sowie die Beladung der Waffensysteme mit Einsatz- und Übungsmunition verantwortlich.
Des Weiteren führte sie Pflege- und Wartungsarbeiten an sämtlichen Luftfahrzeugen durch. Darüber hinaus wurden Konfigurationsänderungen durchgeführt. Eine weitere Aufgabe war die Annahme sowie die Versorgung von Gastluftfahrzeugen.
Elektronik- und Waffenstaffel
Wie der Name bereits sagt, waren hier zwei Großbereiche zu einer Staffel zusammengefügt.
Der Elektronikbereich führte Instandsetzungsarbeiten und Inspektionen an Luftfahrzeuganlagen und Testgeräten in den Bereichen der Trägheits-, Funk-und magnetischen Navigation, an Radargeräten, Flugregelanlagen und Funkgeräten durch. Eine weitere Teileinheit war mit der Kalibrierung von elektronischen und mechanischen Testgeräten beauftragt.
Die Waffenkomponente der Staffel war verantwortlich für Wartung und Instandsetzung der Bordkanonen, der Schleudersitzanlagen und der Träger für Luft-Luft Raketen.
Instandsetzungsstaffel
Die Instandsetzungsstaffel war verantwortlich für die planbare Instandsetzung der Luftfahrzeuge und Bodendienstgeräte.
Dieses waren im Wesentlichen die Durchführung periodischer Inspektionen und Instandsetzungen in den Bereichen Triebwerk, Flugzeugmechanik, Hydraulik, Elektrik, Klima, Sauerstoffversorgung, Metallarbeiten, Rettungsgerät, Rad und Reifen sowie Bodendienstgerät.
Der Wechsel von Fristaustauschteilen und die Durchführung von technischen Änderungen an Luftfahrzeugen gehörten ebenso zu den Aufgaben der Instandsetzungsstaffel.
Des Weiteren gehörten die „allgemeinen Werkstätten" des Geschwaders, in denen vorwiegend zivile Mitarbeiter beschäftigt waren, zur Instandsetzungsstaffel. Hier fand man eine Vielzahl von Berufsbildern wie den Schmied, den Schreiner, den Dreher und den Sattler.
Nachschubstaffel
Die Nachschubstaffel sorgte für den gesamten Materialnachschub: angefangen von den hochkomplizierten Radarantennen über einfache Nieten bis hin zur Verpflegung für die Soldaten. Sie zeichnete dabei für die Beschaffung, Lagerung, Disposition und Ausgabe der über 20.000 verschiedenen Versorgungsartikel verantwortlich.
Diese Aufgaben wurden in den Teileinheiten Annahme und Versand, Hauptlager mit Außenlagern, Vorratskartei, Dezentrale Beschaffung, Bekleidungskammer und POL (Petrol, Oil, Liquides) erledigt.
Besonders stolz war man auf die beiden Großküchen im Geschwader, die täglich für das leibliche Wohlergehen des gesamten Verbandes sorgten.